Pema Lingpa

Urgyen Pema Lingpa (1450-1521) war einer der berühmtesten Tertöns (Schatzfinder) des Vajrayana-Buddhismus.

Die Linie von Pema Lingpa hat ihren Ursprung im 9. Jahrhundert, in einer Zeit, als der große spirituelle Meister Padmasambhava, auch bekannt als Guru Rinpoche, den tantrischen Buddhismus in Tibet verbreitete. Dank seiner großen Klarsichtigkeit versteckte Padmasambhava zu Lebzeiten zum Wohl der Wesen Dharmaunterweisungen in Form von Termas, bzw. Schätzen. Er tat das, weil er bereits Zeiten herannahen sah, in denen der Dharma zahlreichen Hindernissen und einer allgemeinen Degeneration ausgesetzt sein würde. Die tiefgründigsten und subtilsten dieser Schätze sind die Dzogchen- oder Atiyoga-Unterweisungen.

Padmasambhava prophezeite, dass in Zukunft Tertöns zur Welt kommen würden und unter welchen Umständen sie die Termas entdecken würden. Bis heute haben Hunderte Tertöns Tausende der Dharmaunterweisungen entdeckt, die Guru Rinpoche hinterlassen hatte. Unter den Tertöns gab es fünf Könige, Pema Lingpa ist der vierte von ihnen. Die Linie von Pema Lingpa hat ihren Ausgangspunkt in Tibet, zu Zeit von Lacham (Prinzessin) Pemasel, der Tochter des Königs Trisong Deutsen, der von 742 – 797 lebte. Als die Prinzessin plötzlich im Alter von 8 Jahren starb, holte Guru Rinpoche sie ins Leben zurück und übertrug ihr die Geheimlehre des Khandro Nyintig (Die Herzperlen bzw. -essenz der Dakinis). Er verlieh ihr die Kraft, diese Unterweisungen in einem ihrer zukünftigen Leben zu entdecken. Er segnete sie und prophezeite, dass sich ihr Bewusstsein nach sieben Wiedergeburten als Tier, zwei Wiedergeburten als weise Frauen in Gestalt von drei maßgeblichen Tertöns reinkarnieren würde. Das waren Pema Lendrel Tsel (1291-1315), Kunkhyen Longchen Rabjam [der allwissende Longchenpa] (1308-1363) und Urgyen Pema Lingpa (1450 – 1521). Pema Ledrel Tsel entdeckte – wie von Guru Rinpoche vorhergesagt – das Khandro Nyintig, das seine Reinkarnation, der allwissende Longchenpa mit dem Vima Nyintig verband.

Longchenpa ist für sein tiefgehendes Verständnis des Dharmas und für die Tiefgründigkeit seiner Lehren bekannt. Wie später auch Pema Lingpa konnte er schon mit fünf Jahren lesen und schreiben. Mit 20 Jahren hatte er bereits vollständige Kenntnis sämtlicher buddhistischer Wissensbereiche und entwickelte für sie ein unermessliches Verständnis. In seinem 32. Lebensjahr erschien ihm bei einem Retreat in Chimpu die Dakini Vajravarahi und teilte ihm mit, dass er in diesem Leben sehr vielen Menschen zu ihrem Wohl verhelfen würde, indem er Dzogchen-Unterweisungen gäbe. Sie sagte ihm auch vorher, dass er in seinem nächsten Leben in Bhumtang als Pema Lingpa wiedergeboren werden würde, um dann noch mehr Wesen zu helfen. Pema Lingpa kam im Jahr 1450 in Tschel, in der bhutanesischen Provinz Bumthang zur Welt, in einer Familie, die der Nyingma-Linie angehörte. In seiner Kindheit genoss er eine sehr elementare buddhistische Ausbildung. Als er ins Erwachsenenalter kam, empfing er in Form von Träumen und Visionen Unterweisungen, die ihm ermöglichten, in Bhutan, Tibet und in Indien 108 große Terma-Texte und Reliquien zu finden. Allerdings fand er aufgrund von karmischen Ursachen und unpassenden Bedingungen nur 32 der 108 prophezeiten Schätze. Doch auch in ihnen war die Essenz aller Schätze enthalten. Zusammengefasst findet man sie im Zyklus „Die drei Verwirklichungspraktiken des Herzens“, den Guru Rinpoche an Prinzessin Pemasel übertragen hatte. Pema Lingpa war seinerzeit ein maßgeblicher spiritueller Meister. Als solchen erkannten ihn auch die vier Hauptschulen des Vajrayana an. Er widmete sein Leben der Entdeckung der kostbaren Schätze von Guru Rinpoche und der Meditation an einsamen Orten. Er gab zahlreiche Einweihungen und Unterweisungen, baute und restaurierte Klöster und schaffte eine Tradition, die bis heute fortbesteht. Bis zum heutigen Tag repräsentieren die drei Emanationen von erleuchtetem Körper, Rede und Geist des Meisters die Pema Lingpa – Linie. Das sind Gangteng Rinpoche, Sungtrul Rinpoche und Tukse Rinpoche, die alle in Bhutan leben. Leider ist seine Eminenz Tukse Rinpoche im Jahr 2010 von uns gegangen. Seine Eminenz, Gangteng Tulku Rinpche ist die neunte Emanation des makellosen Körpers von Pema Lingpa. Er ist Gründer und spiritueller Leiter der Yeshe Khorlo-Vereinigungen. Er steht zahlreichen Klöstern in Bhutan vor und gibt sowohl in seinem Heimatland als auch in aller Welt Dharma-Unterweisungen zum Wohl aller Wesen.

Hauptquelle für diesen Text ist das Buch “The life and revelations of Pema Lingpa”, das im Verlag Snow Lion erschien. Als umfassende Einführung in das Leben und die Lehren von Pema Lingpa ist das Buch sehr empfehlenswert.

Lhalung Sungtrul Rinpoche

S.E. Lhalung Sungtrul Rinpoche ist die 11. Sprachinkarnation des Tertöns Pema Lingpa. Rinpoche wurde 1965 in Bumthang, Bhutan, geboren. Im Alter von 4 Jahren wurde er von H.H. Dudjom Rinpoche, H.H. Dilgo Khyentse Rinpoche und H.H. dem 16th Karmapa als die 11. Sprachinkarnation von Pema Lingpa anerkannt. Bis 1990 studierte Rinpoche in verschiedenen buddhistischen Schulen in Bhutan, Sikkim und Südindien. Gegen Ende seiner Ausbildung ging Rinpoche in den 3-Jahres-Retreat in Gangtey Gompa. Rinpoche ist spiritueller Leiter der drei Klöster Dramitse in Ost-Bhutan, Tamshing in Bumthang mit der Kenchogsum-Shedra, und Lhalung in Tibet und führt über 300 Mönche und 50-Laienmönche. Rinpoche besucht seit einigen Jahren auch immer wieder Zentren in Amerika und Europa.

Tukse Rinpoche

Tukse Rinpoche, Tekchok Tenpai Gyeltsen, wurde 1951 in Dranang Tsayul, Tibet, geboren. 1955 wurde er als Reinkarnation des 9. Peling Tukse, Tubten Pelbar, anerkannt, Geist-Emanation von Pema Lingpa. Er wurde im Lhalung Tekchokling Kloster in Tibet inthronisiert. 1960 floh Rinpoche nach Bumthang in Bhutan. Dort wirkte er auf seinen Reisen durch das Land als sehr verehrter Tukse Rinpoche bis zu seinem Tod im Jahre 2010.